GLP-1 klingt erstmal wie ein Modellname für ein schnelles Auto oder ein komplexes technisches Gerät. Tatsächlich handelt es sich aber um ein körpereigenes Hormon – ein sogenanntes „Incretin“ – das dein Essverhalten, deine Verdauung und sogar dein Risiko für Typ-2-Diabetes beeinflusst. In letzter Zeit ist es vor allem wegen der neuen „Abnehmspritzen“ mit Wirkstoffen wie Semaglutid (z. B. Ozempic® oder Wegovy®) bekannt geworden. Aber was steckt wirklich dahinter?
Was ist GLP-1?
GLP-1 steht für Glucagon-like Peptide-1. Es ist ein Hormon, das im Darm gebildet wird, genauer gesagt in sogenannten L-Zellen des Dünndarms, vor allem nach einer Mahlzeit. Es gehört zur Gruppe der Incretine – das sind Hormone, die die Insulinausschüttung nach dem Essen verstärken.
Man könnte sagen: GLP-1 ist ein Kommunikationssystem zwischen deinem Verdauungstrakt und deiner Bauchspeicheldrüse. Sobald du etwas isst, sendet der Darm über GLP-1 die Nachricht: „Da kommt gleich Glukose – bitte schon mal Insulin vorbereiten!“
Was macht GLP-1 im Körper?
GLP-1 hat mehrere Effekte, die allesamt in eine Richtung wirken: Nahrungsaufnahme regulieren und den Blutzucker im Griff behalten.
Die wichtigsten Wirkungen:
- Steigerung der Insulinfreisetzung, aber nur wenn der Blutzuckerspiegel erhöht ist – also kein Risiko für Unterzucker.
- Hemmung der Glukagonfreisetzung – Glukagon ist ein Gegenspieler von Insulin, der den Blutzucker wieder ansteigen lässt.
- Verlangsamung der Magenentleerung – dadurch bleibst du länger satt.
- Reduktion des Appetits – sowohl durch Wirkung auf das Gehirn als auch über die verlängerte Sättigung.
- Schutz der Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse – das sind die Zellen, die Insulin herstellen.
Kurz gesagt: GLP-1 ist ein natürlicher Appetitzügler, Blutzuckerstabilisierer und Stoffwechselmanager in einem.
GLP-1 in der Medizin – mehr als nur ein Hormon
Weil GLP-1 so viele positive Effekte auf den Stoffwechsel hat, gibt es Medikamente, die diesen Mechanismus gezielt nutzen. Die sogenannte GLP-1-Rezeptoragonisten ahmen die Wirkung von GLP-1 nach, sind aber stabiler als das natürliche Hormon, das sonst innerhalb von Minuten abgebaut würde.
Ein paar bekannte Vertreter:
- Semaglutid (Ozempic®, Wegovy®)
- Liraglutid (Saxenda®, Victoza®)
- Exenatid (Byetta®, Bydureon®)
Diese Medikamente werden eingesetzt bei:
- Typ-2-Diabetes – zur Verbesserung der Blutzuckerkontrolle
- Adipositastherapie – zur Unterstützung beim Gewichtsverlust
Die Gewichtsreduktion ist dabei kein „Nebenprodukt“, sondern ein gezielter Effekt über das Sättigungszentrum im Gehirn und die verlangsamte Magenentleerung.
Was bedeutet das für dich?
Auch ohne Medikamente ist es interessant zu wissen, wie stark dein Körper über Hormone wie GLP-1 reguliert wird. Die Ernährung spielt dabei eine große Rolle: ballaststoffreiche, eiweißhaltige Mahlzeiten fördern die Ausschüttung von GLP-1 und können dir helfen, natürlicherweise satter zu werden.
Wenn du z. B. bei einer Mahlzeit ausreichend Protein und Gemüse isst (z. B. Linsen mit Tofu oder Hähnchen mit Brokkoli), dann unterstützt du genau diesen Mechanismus: Du bleibst länger satt, ohne übermäßigen Appetit zu bekommen. Das ist wie ein körpereigener „Booster“, den du ganz ohne Tabletten aktivieren kannst.
Fun-Fact: Warum es „glucagon-like“ heißt
GLP-1 hat strukturelle Ähnlichkeit mit Glukagon, einem anderen Hormon der Bauchspeicheldrüse – daher der Name. Funktionell ist es aber eher ein Gegenspieler von Glukagon, denn es senkt den Blutzucker statt ihn zu erhöhen.
Fazit: GLP-1 – der unterschätzte Schlüssel im Stoffwechse
GLP-1 ist eines der spannendsten Hormone, wenn es um das Zusammenspiel zwischen Essen, Insulin, Appetit und Körpergewicht geht. Es zeigt, wie intelligent unser Körper eigentlich ist – und wie sehr es sich lohnt, nicht gegen ihn zu arbeiten, sondern mit ihm.
Wer versteht, wie GLP-1 funktioniert, kann Essen nicht nur als Kalorienquelle sehen, sondern als „Steuerinstrument“ für den eigenen Körper.
Quellen: