Dr. Dominik Dotzauer

Tirzepatid (Markenname: Mounjaro): Arzt erklärt Anwendung, Wirkung und mögliche Nebenwirkungen im Überblick

Inhaltsverzeichnis

Kennst du das Gefühl? Du hast schon alles versucht, um abzunehmen, aber nichts scheint langfristig zu funktionieren. Die Kilos purzeln kurz – und kommen dann mit Verstärkung zurück. Wenn dir das bekannt vorkommt, solltest du unbedingt weiterlesen.

In der Welt der Abnehm-Medikamente sorgt ein neuer Wirkstoff für Aufsehen: Tirzepatid, besser bekannt unter dem Markennamen Mounjaro. Seit seiner Zulassung 2022 in den USA und der EU wird dieses Medikament als Durchbruch in der Behandlung von Typ-2-Diabetes und Übergewicht gefeiert. Doch was steckt wirklich dahinter?

Was ist Tirzepatid und wie wirkt es? (Wirkmechanismus)

Tirzepatid ist ein duales Inkretinmimetikum – oder einfacher ausgedrückt: ein „Twinkretin“. Es wirkt, indem es gleichzeitig an zwei wichtige Rezeptoren im Körper andockt:

  • Den GLP-1-Rezeptor (Glucagon-like Peptid 1)
  • Den GIP-Rezeptor (glucoseabhängiges insulinotropes Peptid)

Diese Doppelwirkung macht Tirzepatid besonders effektiv. Durch die Aktivierung dieser Rezeptoren:

  • Wird die Insulinproduktion erhöht (nur wenn der Blutzucker erhöht ist)
  • Verlangsamt sich die Magenentleerung, was das Sättigungsgefühl verlängert
  • Wird das Hungergefühl im Gehirn reduziert
  • Sinkt der Blutzuckerspiegel

Die Wirkung von Tirzepatid

Die Studienergebnisse zu Tirzepatid sind bemerkenswert. In der SURMOUNT-1-Studie verloren Teilnehmer durchschnittlich 16-24 kg über 72 Wochen – verglichen mit nur 2 kg in der Placebo-Gruppe. Bei einem durchschnittlichen Ausgangsgewicht von 105 kg ist das eine Gewichtsabnahme von bis zu 23%!

Auch bei der Behandlung von Typ-2-Diabetes zeigt Tirzepatid ausgezeichnete Ergebnisse durch signifikante Senkung des HbA1c-Wertes.

Wie wird Tirzepatid angewendet?

Tirzepatid wird einmal wöchentlich als Injektion unter die Haut verabreicht. Die Behandlung beginnt typischerweise mit einer niedrigen Dosis von 2,5 mg, die dann schrittweise alle vier Wochen erhöht werden kann – bis zu einer maximalen Dosis von 15 mg.

Die Injektion erfolgt in das Unterhautfettgewebe des Bauches, Oberschenkels oder Oberarms. Wichtig ist, die Injektionsstellen regelmäßig zu wechseln.

Mögliche Nebenwirkungen

Wie bei jedem Medikament gibt es auch bei Tirzepatid Nebenwirkungen. Die häufigsten sind:

  • Magen-Darm-Beschwerden: Übelkeit, Durchfall, Erbrechen
  • Verdauungsstörungen und Bauchschmerzen
  • In seltenen Fällen: Pankreatitis

In den USA wurden 2023 sogar Schadensersatzklagen gegen den Hersteller eingereicht, die sich auf die mögliche Auslösung einer Gastroparese (Magenlähmung) beziehen. Aktuell wird dieser Zusammenhang noch untersucht.

Der Haken: Nach dem Absetzen kommt das Gewicht zurück

Eine wichtige Erkenntnis aus der SURMOUNT-4-Studie: Wenn Patienten nach 36 Wochen die Therapie beendeten, nahmen sie wieder zu. Dies deutet darauf hin, dass Tirzepatid – ähnlich wie andere GLP-1-Agonisten – möglicherweise eine Langzeitbehandlung erfordert, um die Gewichtsabnahme aufrechtzuerhalten.

Für wen ist Tirzepatid geeignet?

Tirzepatid wurde zunächst für die Behandlung von Typ-2-Diabetes zugelassen. Seit Ende 2023 ist es in der EU und den USA auch für die Gewichtsreduktion bei:

  • Menschen mit Adipositas (BMI ≥ 30 kg/m²) oder
  • Übergewichtigen Personen (BMI ≥ 27 kg/m²) mit gewichtsbedingten Begleiterkrankungen

zugelassen – immer in Ergänzung zu einer kalorienreduzierten Ernährung und mehr Bewegung.

In den USA wurde Tirzepatid 2025 zudem für die Behandlung des schweren obstruktiven Schlafapnoesyndroms (OSA) zugelassen.

Kritische Bewertung und Kontroversen

Der therapeutische Nutzen von Tirzepatid wird unterschiedlich bewertet. Während das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) in Deutschland einen Zusatznutzen als „nicht belegt“ ansieht, kritisieren medizinische Fachgesellschaften diese Einschätzung scharf. Sie bescheinigen Tirzepatid einen „beträchtlichen Zusatznutzen“.

Zudem wird die Indikation „Gewichtsregulierung“ vom Gemeinsamen Bundesausschuss als Lifestyle-Arzneimittel eingestuft und ist damit nicht zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) verordnungsfähig. Die Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 mit Tirzepatid bleibt jedoch verordnungsfähig.

Fazit: Revolution mit Einschränkungen

Tirzepatid stellt zweifellos einen wichtigen Fortschritt in der Behandlung von Typ-2-Diabetes und Adipositas dar. Die beeindruckenden Gewichtsabnahmen übertreffen die Ergebnisse vieler anderer Therapien.

Dennoch ist es kein „Wundermittel“. Die Behandlung muss:

  • In Kombination mit Lebensstiländerungen erfolgen
  • Langfristig fortgeführt werden
  • Unter ärztlicher Aufsicht stattfinden

Die hohen Kosten und die Frage der Kostenübernahme durch Krankenkassen bleiben zudem eine Hürde für viele potenzielle Patienten.

Wenn du mehr über Tirzepatid und seine Anwendung erfahren möchtest, solltest du dich an deinen Arzt wenden. Nur er kann beurteilen, ob dieses Medikament für dich geeignet ist.

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die ärztliche Beratung. Alle Entscheidungen bezüglich medizinischer Behandlungen sollten mit einem qualifizierten Arzt besprochen werden.

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